Die Heilung von Trauma und Missbrauch ist ein Weg in 2 SchrittenFrage: Während ich meinen spirituellen Weg gehe, bin ich auf einige schwierige Bereiche meiner Kindheit gestoßen. Ich erkannte nach 50 Jahren, dass mein Vater mich missbraucht hat. Ich bin ungeheuer wütend auf ihn und kann mich jetzt an einige Einzelheiten erinnern, bis zurück in meine Kindheit. Es fällt mir jetzt so schwer, Liebe für ihn zu empfinden und auszudrücken. Ist es natürlich, dass ich mir wünsche, es mit ihm anzusprechen, und ist es überhaupt sinnvoll? Wie kann ich diese Wunde auf spirituelle Weise heilen? Antwort: Deine Frage ist komplex. Ich weiß nicht genau, wie dein Vater dich missbraucht hat, aber ich nehme an, dass es sowohl sexueller als auch emotionaler Missbrauch war. Der Schlüssel dazu, diese Wunden aus der Vergangenheit zu heilen, ist, in den gegenwärtigen Moment hinein zu erwachen und dein Leben mehr in der Gegenwart zu leben. Der gegenwärtige Moment ist frei von der Vergangenheit, und deshalb lösen sich die Wunden und Trauma der Vergangenheit auf und verschwinden, als ob sie niemals existiert hätten, wenn du für die Gegenwart erwachst. Es ist ein Weg in 2 Schritten. Zuerst lerne die Kunst, völlig in der Gegenwart zu sein. Öffne dich für die Dimension in dir, die völlig in der Gegenwart existiert, und nirgendwo sonst. Wenn du Anleitung dazu brauchst, dann suche sie dir. Wenn du dich auf dieser höheren Bewusstseinsebene kennst, dann erst kann die Arbeit der Heilung und Befreiung wirklich beginnen. Von einem Ort der Präsenz in dir aus kannst du den alten Wunden und Trauma deiner Vergangenheit erlauben, in das Licht des Bewusstseins aufzusteigen. Dies bedeutet, dass du allen Gefühlen erlaubst, aufzusteigen und bewusst erfahren zu werden, aber mit einer Energie von Liebe und Akzeptanz. Du versuchst nicht, diese Gefühle loszuwerden. Du erkennst einfach an, dass diese Gefühle in dir existieren, und du erlaubst ihnen, ausgedrückt zu werden. In deinem Beispiel würdest du der Wut in dir erlauben, aufzusteigen, und sie völlig in dir auszudrücken. Sie ist in dir vorhanden, also hat sie ein Recht, hier zu sein und sich auszudrücken. Es bedeutet nicht, dass du sie vor deinem Vater ausdrückst, zumindest nicht in seiner Gegenwart. Geh in dein Zimmer. Schließ deine Augen und stell dir vor, dass er vor dir sitzt, und lass alles raus. Halte nichts zurück. Dass Du es richtig machst, wirst du daran erkennen, dass du nach einiger Zeit anfängst zu lachen. Du wirst sehen, wie ungeheuerlich Ärger und Wut sein können, wenn du sie nicht unterdrückst und es zulässt, sie völlig auszudrücken und dabei Verantwortung für deine Gefühle übernimmst. Den Ärger und die Wut auszudrücken wäre aber nur ein Teil des ganzen Bildes. Unter dem Ärger ist Verletzung, unter der Verletzung ist Bedürftigkeit, unter der Bedürftigkeit ist Angst, und unter der Angst ist Liebe. Es ist wie eine Pyramide von unterdrückten Gefühlen, die sich auflöst, wenn du es zulässt, all diese Gefühle bewusst auszudrücken. Und es ist Liebe, die sich letztendlich unter allem zeigt. Habe also keine Angst vor deinen Gefühlen. Der Schlüssel ist, sie völlig auszudrücken, aber mit Verantwortung und in einer Energie von Liebe, Mitgefühl und Akzeptieren. Wir tragen diese alten Wunden in uns, weil wir die Gefühle unterdrückt haben, die mit diesen Wunden entstanden sind, als wir Kinder waren. Wenn sie unterdrückt sind, werden sie dich auf negative und einschränkende Weise beeinflussen. Und deshalb musst du den Vorgang der Unterdrückung umkehren, indem du zulässt, dass diese Gefühle und Erinnerungen aufsteigen. Gleichzeitig bleibst du völlig gegenwärtig, präsent, und beobachtest die Gefühle, wie sie aufsteigen. Ich schlage nicht vor, dass du diesen Gefühlen immer wieder nachgibst. Sie kommen aus der Vergangenheit, und sind einfach in dir stecken geblieben. Sie haben keine andere Bedeutung als die, dass sie in dir stecken geblieben sind und ins Bewusstsein gebracht werden müssen, und durch die Kraft von Akzeptanz und Liebe freigesetzt werden müssen. Für jemanden, der wirklich aus dem Weg des Erwachens ist, gibt es kein anderes Interesse an der Vergangenheit als das, sie auf eine Weise ins Bewusstsein zu bringen, die heilt und sie zurücklässt. In Wirklichkeit gibt es kein Leben außerhalb dieses Moments. Die Tatsache, dass du missbrauchst wurdest, bedeutet mit großer Wahrscheinlichkeit, dass es vor allem um eine Lernerfahrung für deine Seele geht. Missbrauch oder jede andere Art von Leiden erschafft oft eine Gelegenheit für tiefe Heilung auf der Seelenebene. Du brauchst vielleicht Unterstützung und Anleitung darin, die Lektion für deine Seele zu erkennen. Was deine gegenwärtige Beziehung zu deinem Vater betrifft: es gibt keine Regel oder kein Gesetz, dass du deinen Vater lieben oder Zuneigung zu ihm fühlen musst. Es gibt in dieser Hinsicht kein richtig oder falsch. In der Fülle des gegenwärtigen Moments ist er nicht dein Vater. Er ist einfach ein anderes Wesen, das sich dir gegenüber in der Vergangenheit aktiv missbräuchlich verhalten hat. Wenn du ihn mit diesem Thema wirklich konfrontieren möchtest, dann tu es, aber ich würde dazu um innere Weisheit bitten. Wird die Konfrontation zur Heilung und Befreiung führen? Wird es dich für die Liebe öffnen? Wird es dich ermächtigen? Wird es ihm auf irgend eine Weise helfen? Und zuletzt möchte ich dir sagen, dass authentisches Verzeihen eine große Heilungskraft hat, aber du kannst nicht oberflächlich verzeihen. Verzeihen ist eine Qualität des Herzens, und entsteht, wenn wir all die Gefühle von Verletzung, Ärger und Wut gefühlt haben. Wahre Vergebung kann nicht entstehen, solange wir diese Gefühle unbewusst in uns tragen. Und auch hier gibt es kein Gesetz, das sagt, dass du ihm vergeben musst- auch wenn es für dein Herz heilend wäre.
0 Kommentare
Wenn wir dem Göttlichen sagen, dass wir es einladen, uns etwas zu geben, das wir brauchen, um zu erwachen, könnte es gut sein, dass wir es bekommen.
Sprich zu den Menschen, wenn sie dich darum bitten, über diese Wahrheit; nicht, weil du sie verändern möchtest, sondern weil du sie liebst, respektierst und verstehst. |
|