Geschrieben von Fra Angelico an einen Freund im Jahr 1513. Ich grüße dich. Ich bin dein Freund, und meine Liebe zu dir geht tief. Es gibt nichts, was ich dir geben kann, was du nicht schon hast, aber es gibt viel, sehr viel, was ich dir nicht geben kann, aber du kannst es dir nehmen. Der Himmel kann nicht zu uns kommen, wenn unser Herz nicht im Heute zur Ruhe kommt. Nimm den Himmel. In der Zukunft liegt kein Friede, der nicht in diesem kostbaren kleinen Augenblick verborgen ist. Nimm den Frieden. Die Düsternis der Welt ist nur ein Schatten. Dahinter, und doch in unserer Reichweite, liegt Freude. Es gibt Strahlen und Mut in der Dunkelheit, wenn wir nur sehen könnten; und um zu sehen, müssen wir nur hinschauen. Das Leben ist ein großzügiger Geber, aber wir beurteilen seine Gaben nach ihrer Hülle und werfen sie als hässlich, schwer oder hart ab. Entferne die Hülle, und du wirst darunter eine lebendige Pracht finden, gewoben aus Liebe und Weisheit und Kraft. Heiße sie willkommen, begrüße sie, und du berührst die Hand des Engels, der sie bringt.
0 Kommentare
Das erwachende Bewusstsein.
Lass uns für einen Moment anhalten und bedenken, wie die Dinge wirklich sind. Alles ist vergänglich, vorübergehend - und der Stich dieser Erkenntnis ist tief, wenn wir den Mut haben, dieser Wirklichkeit unseres Lebens zu begegnen. Aber sind Schmerz und Leiden die ganze Geschichte? Vielleicht gibt es noch etwas anderes, das wir sehen können. Buddha gab einer Frau in seiner Welt das Geschenk dieser Herausforderung, und die Lektion ist noch immer wertvoll. Das, was niemals stirbt Gotami hatte ein gesichertes Leben geführt. Sie war verheiratet und fühlte sich immun gegen den Tod. Aber dann stirbt ihr Sohn, bevor er selbst laufen kann. Tief im Schock und in Verneinung, lehnt sie es ab, dass der Körper verbrannt wird. Sie trägt den kleinen Körper in einem Tuch an ihrem Körper und streift voller Wut and Schmerz in der Nachbarschaft herum, und fragt, ob jemand weiß, wo sie Medizin bekommen kann, um ihn ins Leben zurückzubringen. Viele glauben, dass sie verrückt geworden ist, aber ein weiser Mensch erkennt eine spirituelle Krise, wenn er sie sieht, und schickt sie zu Buddha. Buddha sagt ihr, das er weiß, wo die Medizin zu finden ist, die sie braucht. Um sie herzustellen, braucht er einige weiße Senfsamen von einem Haus, in dem noch nie jemand gestorben ist. Gotami beginnt, an alle Türen zu klopfen. Bei jedem Haus sagt man ihr: „Die Lebenden sind hier nur wenige, aber Tote gibt es viele.“ Wir können uns vorstellen, wie die sich die Köpfe verneinend schütteln. Erkenntnis durchdringt langsam ihre Trauer, und inneres Licht der Erkenntnis steigt in ihr auf. Ohne auch nur eine einzige Senfsaat in ihren Händen kehrt sie zu Buddha zurück und sagt ihm, dass sie jetzt weiß, dass alles Lebendige sterben muss. Wir erkennen hier den Horizont neuer Einsichten- wie ein Lichtbogen, der Ihr Leiden umgibt. Durch die Kraft seiner Lehre wird sie eine spirituelle Sucherin. Eines Tages erkennt sie, dass das Flackern einer Flamme genauso ist wie unser aller Leben. Sie macht den Sprung in die Freiheit und wird eine Arhat, „ jemand, der die Last abgelegt hat“. Was hat Buddha ihr gegeben? Nur Bewusstheit. Und doch, was für ein machtvolles Werkzeug es ist! Wie sind die Dinge wirklich? Sie verändern sich. Was wäre, wenn sich nichts veränderte? In gewissem Sinn ist es egal, wie Bewusstheit entsteht: ob es von Trauer begleitet wird, Wut, Angst, Schluchzen, oder radikalem Akzeptieren( dem weniger schmerzhaftem Weg). Bewusstheit ist alles. Sie ist alles, weil sie uns mit grundsätzlichen Wahrheiten verbindet, die größer sind als wir selbst. In seinem Erwachen sieht der Mystiker, dass in Wirklichkeit alles leer ist: leer von allen Egostrukturen, die schwer auf uns lasten. Leer von Eingefrorensein und Unveränderlichkeit; leer von Illusionen. Leer vom Sein und doch durchdrungen vom Sein. Bäume, Steine, Wasser, Tiere, wir – es gibt einen Aspekt unserer Natur, der ungeboren und unsterblich ist, grenzenlos und leuchtend. Die ganze Schöpfung erstrahlt in dem Licht dieser Wirklichkeit. Sich dessen bewusst zu werden bedeutet, eine große Last abzulegen. Wenn wir uns nur auf unser Leiden konzentrieren, bewegen wir uns im Kreis unserer eigenen Egostrukturen, wie Hamster in ihrem Rad. In diesem Wissen gibt uns ein Erwachter Lehrer eine Reihe von Schritten, um herauszufinden, was wahr ist, und diese Wahrheit in unserem Leben zu praktizieren. In der Herzsutra wird gesagt: Form (die erschaffene Welt) ist leer ( nicht gebunden, nicht begrenzt; eine Projektion dessen, was die Tibeter „das klare reine Bewusstsein“ nennen). Wenn unser Ego einmal beiseite tritt, verlieren die Mauern, die uns trennen, jegliche Wirklichkeit. Wir erkennen, dass wir in einem riesigen Netz aus gegenseitiger Zwischenabhängigkeit leben, das alle Wesen miteinander verbindet. Jeder von uns- alles, was im Raum und Zeit existiert- ist Bewusstsein, und ist nicht abgeschnitten von allem, was ist. Diese Worte im richtigen Moment zu hören kann uns sofort von allen Ängsten und Egostrukturen befreien. Tieren mangelt es an Bewusstsein; und doch sind sie fähig, völlig im Moment zu leben, weil sie nicht im analytischen Denken gefangen sind. Gotami musste in unserer Geschichte leiden, weil sie in konditionierten unbewussten Gedankenformen gefangen war: der Vorstellung, dass nichts sterben sollte. Und doch konnte sie als menschliches Wesen eine Ebene von Bewusstheit erlangen, auf der sie ihre Gedanken als eine Art von Sklavendasein erkannte: das Ego, das dem Universum befiehlt, dem zu gehorchen, was das Ego will. Die Befreiung von diesem Sklavendasein ist der spirituelle Weg: Es ist der Beginn davon, den Rahmen unseres Daseins zu erkennen, und das Herz, mit dem jeder von uns geboren wurde. Bewusstheit in seinem tieferen Sinn im Leben auszuüben bedeutet, unser inneres Licht mit dem klaren Licht des Bewusstseins eins werden zu lassen. Dann ist alles bereits befreit. Wir müssen es nur erkennen. Eine wichtige Voraussetzung für die Integrität ist die Bereitschaft, Dankbarkeit zu praktizierenEine wichtige Voraussetzung für die Integrität ist die Bereitschaft, Dankbarkeit zu praktizieren. Wir wissen, dass es bei Integrität um Ganzheit des Bewusstseins und große Freundlichkeit gegenüber der Welt geht. Auch Buddha hat erklärt, dass Dankbarkeit ein Ausdruck von Integrität ist.“ Was ist nun der Zustand eines Menschen ohne Integrität? Ein Mensch ohne Integrität ist undankbar und zeigt sich nicht erkenntlich. Dieser Undank, diese mangelnde Erkenntlichkeit, wird von groben Leuten vertreten. Das ist gänzlich der Zustand von Menschen ohne Integrität. Wer integer ist, der ist dankbar und zeigt sich erkenntlich. Dankbarkeit und Erkenntlichkeit werden von bewussten offenen Menschen vertreten, dass ist gänzlich der Zustand von Menschen mit Integrität.“ Mir ist klar geworden, dass die Fähigkeit, sich dankbar zu fühlen, nicht notwendig von den Lebensumständen abhängt- wie mein leben in verarmten Gemeinschaften in Asien und mein Zusammensein mit Sterbenden gezeigt haben, stellt Dankbarkeit einen Zustand von Geist und Herz dar, der von Grund auf großzügig und offen ist und der zumindest in dem Augenblick nicht von dem Wunsch belastet wird, die Dinge sollten anders sein. Menschen z.B. in Nepal drücken ihre Dankbarkeit gegenüber Helfern ausgesprochen freimütig aus- sie verkörpern Integrität und das spirituelle Herz, von denen der Buddha gesprochen hat. Diese Dankbarkeit zu empfangen, ist eine Erfahrung, die in gegenseitigem Vertrauen wurzelt und viel Freude bereitet. Dankbar bin ich auch für die Geschenke, die ich auch von sterbenden Menschen erhalten habe, oft kleine persönliche Dinge, einen Brief oder ein sanfter Händedruck oder ein offener letzter Blick. Ich habe gespürt, welchen Segen jeder einzelne dieser Schätze darstellt, da sich in ihnen die Integrität, der Humor, die Großzügigkeit und das Vertrauen der Schenkenden ausdrücken. Sie sind eine Inspiration für meine eigene Dankbarkeit. Manchmal wird unsere Fähigkeit, Dank zu schenken oder zu empfangen, allerdings von „Geist der Armut“ blockiert, einem Zustand von Herz und Geist, der nichts mit materieller Armut zu tun hat. Wenn wir im Geist der Armut gefangen sind, richten wir den Blick auf das, was uns fehlt; wir haben den Eindruck, keine Liebe zu verdienen oder fühlen uns von der Liebe entfremdet. Dann ignorieren wir alles, was uns geschenkt wurde. Bewusst Dankbarkeit zu praktizieren ist der Weg aus dieser Mentalität, die das Herz und mit ihm unsere Integrität aushöhlt. Um jedem Gefühl der Entmutigung entgegenzuwirken, dass ich am Ende des Tages eventuell empfinde, nehme ich mir Zeit, mich mit Dankbarkeit an alles erinnern, was mir geschenkt wurde. Manchmal erinnere ich mich an den Sonnenuntergang, den ich gerade bewundert habe, an die E-Mail eines Freundes, den ich jahrelang nicht gesehen habe, an das Leuchten in den Augen eines Schülers, an dem ich sehe, dass es ihm oder ihr gut geht, oder auch an einen schwierigen Moment, von dem ich etwas wichtiges gelernt habe über Gnade, über Liebe oder über Unterstützung, der ich immer wieder begegne. Solche Momente am Tagesende zu sammeln, ist eine Dankbarkeitspraxis, die mir ein Gefühl für den Wert des Lebens und für den Zusammenhang von allen vermittelt. Es ist so, als würde ich die empfangenen Wohltaten zählen, aber horten kann ich sie nicht. In meinem Herzen oder ganz konkret teile ich sie deshalb mit jemandem, der die guten Erfahrungen aus meinem Tag gebrauchen kann, oder dass, was ich gelernt habe. Außerdem versuche ich, möglichst täglich jemandem zu schreiben und mich für das Gute zu bedanken dass er oder sie tut, für das, was sie zu meinem Leben beigetragen hat oder für die Liebe, die sie anderen geschenkt hat. Als Leiter des Instituts habe ich manchmal die Freude, mehrere E-Mails oder Briefe zu schreiben, für die Unterstützung unserer Arbeit zu danken. Dankbarkeit zu praktizieren, wirkt, glaube ich, wie Mitgefühl. Es kommt sowohl dem Gebenden als auch den Empfangenden zugute und bereichert die Erfahrung der Verbundenheit. Auch Meditation fördert Dankbarkeit, da sie uns bewusster für den Augenblick machen kann. Sie verstärkt unsere Fähigkeit, moralische Dilemmas mit größerer Klarheit zu sehen, und verleiht uns einen Grad an emotionaler Gelassenheit, der die Dankbarkeit unterstützt. Zudem bietet sie uns die Gelegenheit, uns an unsere Werte Intentionen zu erinnern, und dann unsere Absicht, zum Wohle von anderen zu wirken. Und sie macht uns die Unbeständigkeit bewusst, was uns dabei hilft, die Klagen und Beschwerden loszulassen. Wenn dieser Moment nicht angenehm ist, erinnern wir uns daran, dass auch das vorbeigeht und sich irgendwann ändern wird, stellen die Frage: Was kann ich aus dem, was jetzt geschieht, lernen? Bei unsereren inneren Verpflichtungen und Absichten, darunter die Praxis der Dankbarkeit, geht es um ein bewusstes, mutiges Leben, in dem wir anderen nicht schaden. Dadurch können wir uns für die tiefere Wahrheit öffnen, dass wir voneinander nicht getrennt sind- das wir einen gemeinsamen Körper, ein gemeinsames Leben und den gemeinsamen Wunsch nach dem Wohlergehen aller Wesen haben. Wenn wir das erkennen, leben und praktizieren, entfacht die Dankbarkeit in unserem Herbst die Wärme und Würde der Integrität. Dankbarkeit wächst im Stillen
|
|