Eine wichtige Voraussetzung für die Integrität ist die Bereitschaft, Dankbarkeit zu praktizierenEine wichtige Voraussetzung für die Integrität ist die Bereitschaft, Dankbarkeit zu praktizieren. Wir wissen, dass es bei Integrität um Ganzheit des Bewusstseins und große Freundlichkeit gegenüber der Welt geht. Auch Buddha hat erklärt, dass Dankbarkeit ein Ausdruck von Integrität ist.“ Was ist nun der Zustand eines Menschen ohne Integrität? Ein Mensch ohne Integrität ist undankbar und zeigt sich nicht erkenntlich. Dieser Undank, diese mangelnde Erkenntlichkeit, wird von groben Leuten vertreten. Das ist gänzlich der Zustand von Menschen ohne Integrität. Wer integer ist, der ist dankbar und zeigt sich erkenntlich. Dankbarkeit und Erkenntlichkeit werden von bewussten offenen Menschen vertreten, dass ist gänzlich der Zustand von Menschen mit Integrität.“ Mir ist klar geworden, dass die Fähigkeit, sich dankbar zu fühlen, nicht notwendig von den Lebensumständen abhängt- wie mein leben in verarmten Gemeinschaften in Asien und mein Zusammensein mit Sterbenden gezeigt haben, stellt Dankbarkeit einen Zustand von Geist und Herz dar, der von Grund auf großzügig und offen ist und der zumindest in dem Augenblick nicht von dem Wunsch belastet wird, die Dinge sollten anders sein. Menschen z.B. in Nepal drücken ihre Dankbarkeit gegenüber Helfern ausgesprochen freimütig aus- sie verkörpern Integrität und das spirituelle Herz, von denen der Buddha gesprochen hat. Diese Dankbarkeit zu empfangen, ist eine Erfahrung, die in gegenseitigem Vertrauen wurzelt und viel Freude bereitet. Dankbar bin ich auch für die Geschenke, die ich auch von sterbenden Menschen erhalten habe, oft kleine persönliche Dinge, einen Brief oder ein sanfter Händedruck oder ein offener letzter Blick. Ich habe gespürt, welchen Segen jeder einzelne dieser Schätze darstellt, da sich in ihnen die Integrität, der Humor, die Großzügigkeit und das Vertrauen der Schenkenden ausdrücken. Sie sind eine Inspiration für meine eigene Dankbarkeit. Manchmal wird unsere Fähigkeit, Dank zu schenken oder zu empfangen, allerdings von „Geist der Armut“ blockiert, einem Zustand von Herz und Geist, der nichts mit materieller Armut zu tun hat. Wenn wir im Geist der Armut gefangen sind, richten wir den Blick auf das, was uns fehlt; wir haben den Eindruck, keine Liebe zu verdienen oder fühlen uns von der Liebe entfremdet. Dann ignorieren wir alles, was uns geschenkt wurde. Bewusst Dankbarkeit zu praktizieren ist der Weg aus dieser Mentalität, die das Herz und mit ihm unsere Integrität aushöhlt. Um jedem Gefühl der Entmutigung entgegenzuwirken, dass ich am Ende des Tages eventuell empfinde, nehme ich mir Zeit, mich mit Dankbarkeit an alles erinnern, was mir geschenkt wurde. Manchmal erinnere ich mich an den Sonnenuntergang, den ich gerade bewundert habe, an die E-Mail eines Freundes, den ich jahrelang nicht gesehen habe, an das Leuchten in den Augen eines Schülers, an dem ich sehe, dass es ihm oder ihr gut geht, oder auch an einen schwierigen Moment, von dem ich etwas wichtiges gelernt habe über Gnade, über Liebe oder über Unterstützung, der ich immer wieder begegne. Solche Momente am Tagesende zu sammeln, ist eine Dankbarkeitspraxis, die mir ein Gefühl für den Wert des Lebens und für den Zusammenhang von allen vermittelt. Es ist so, als würde ich die empfangenen Wohltaten zählen, aber horten kann ich sie nicht. In meinem Herzen oder ganz konkret teile ich sie deshalb mit jemandem, der die guten Erfahrungen aus meinem Tag gebrauchen kann, oder dass, was ich gelernt habe. Außerdem versuche ich, möglichst täglich jemandem zu schreiben und mich für das Gute zu bedanken dass er oder sie tut, für das, was sie zu meinem Leben beigetragen hat oder für die Liebe, die sie anderen geschenkt hat. Als Leiter des Instituts habe ich manchmal die Freude, mehrere E-Mails oder Briefe zu schreiben, für die Unterstützung unserer Arbeit zu danken. Dankbarkeit zu praktizieren, wirkt, glaube ich, wie Mitgefühl. Es kommt sowohl dem Gebenden als auch den Empfangenden zugute und bereichert die Erfahrung der Verbundenheit. Auch Meditation fördert Dankbarkeit, da sie uns bewusster für den Augenblick machen kann. Sie verstärkt unsere Fähigkeit, moralische Dilemmas mit größerer Klarheit zu sehen, und verleiht uns einen Grad an emotionaler Gelassenheit, der die Dankbarkeit unterstützt. Zudem bietet sie uns die Gelegenheit, uns an unsere Werte Intentionen zu erinnern, und dann unsere Absicht, zum Wohle von anderen zu wirken. Und sie macht uns die Unbeständigkeit bewusst, was uns dabei hilft, die Klagen und Beschwerden loszulassen. Wenn dieser Moment nicht angenehm ist, erinnern wir uns daran, dass auch das vorbeigeht und sich irgendwann ändern wird, stellen die Frage: Was kann ich aus dem, was jetzt geschieht, lernen? Bei unsereren inneren Verpflichtungen und Absichten, darunter die Praxis der Dankbarkeit, geht es um ein bewusstes, mutiges Leben, in dem wir anderen nicht schaden. Dadurch können wir uns für die tiefere Wahrheit öffnen, dass wir voneinander nicht getrennt sind- das wir einen gemeinsamen Körper, ein gemeinsames Leben und den gemeinsamen Wunsch nach dem Wohlergehen aller Wesen haben. Wenn wir das erkennen, leben und praktizieren, entfacht die Dankbarkeit in unserem Herbst die Wärme und Würde der Integrität.
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