Das erwachende Bewusstsein.
Lass uns für einen Moment anhalten und bedenken, wie die Dinge wirklich sind. Alles ist vergänglich, vorübergehend - und der Stich dieser Erkenntnis ist tief, wenn wir den Mut haben, dieser Wirklichkeit unseres Lebens zu begegnen. Aber sind Schmerz und Leiden die ganze Geschichte? Vielleicht gibt es noch etwas anderes, das wir sehen können. Buddha gab einer Frau in seiner Welt das Geschenk dieser Herausforderung, und die Lektion ist noch immer wertvoll. Das, was niemals stirbt Gotami hatte ein gesichertes Leben geführt. Sie war verheiratet und fühlte sich immun gegen den Tod. Aber dann stirbt ihr Sohn, bevor er selbst laufen kann. Tief im Schock und in Verneinung, lehnt sie es ab, dass der Körper verbrannt wird. Sie trägt den kleinen Körper in einem Tuch an ihrem Körper und streift voller Wut and Schmerz in der Nachbarschaft herum, und fragt, ob jemand weiß, wo sie Medizin bekommen kann, um ihn ins Leben zurückzubringen. Viele glauben, dass sie verrückt geworden ist, aber ein weiser Mensch erkennt eine spirituelle Krise, wenn er sie sieht, und schickt sie zu Buddha. Buddha sagt ihr, das er weiß, wo die Medizin zu finden ist, die sie braucht. Um sie herzustellen, braucht er einige weiße Senfsamen von einem Haus, in dem noch nie jemand gestorben ist. Gotami beginnt, an alle Türen zu klopfen. Bei jedem Haus sagt man ihr: „Die Lebenden sind hier nur wenige, aber Tote gibt es viele.“ Wir können uns vorstellen, wie die sich die Köpfe verneinend schütteln. Erkenntnis durchdringt langsam ihre Trauer, und inneres Licht der Erkenntnis steigt in ihr auf. Ohne auch nur eine einzige Senfsaat in ihren Händen kehrt sie zu Buddha zurück und sagt ihm, dass sie jetzt weiß, dass alles Lebendige sterben muss. Wir erkennen hier den Horizont neuer Einsichten- wie ein Lichtbogen, der Ihr Leiden umgibt. Durch die Kraft seiner Lehre wird sie eine spirituelle Sucherin. Eines Tages erkennt sie, dass das Flackern einer Flamme genauso ist wie unser aller Leben. Sie macht den Sprung in die Freiheit und wird eine Arhat, „ jemand, der die Last abgelegt hat“. Was hat Buddha ihr gegeben? Nur Bewusstheit. Und doch, was für ein machtvolles Werkzeug es ist! Wie sind die Dinge wirklich? Sie verändern sich. Was wäre, wenn sich nichts veränderte? In gewissem Sinn ist es egal, wie Bewusstheit entsteht: ob es von Trauer begleitet wird, Wut, Angst, Schluchzen, oder radikalem Akzeptieren( dem weniger schmerzhaftem Weg). Bewusstheit ist alles. Sie ist alles, weil sie uns mit grundsätzlichen Wahrheiten verbindet, die größer sind als wir selbst. In seinem Erwachen sieht der Mystiker, dass in Wirklichkeit alles leer ist: leer von allen Egostrukturen, die schwer auf uns lasten. Leer von Eingefrorensein und Unveränderlichkeit; leer von Illusionen. Leer vom Sein und doch durchdrungen vom Sein. Bäume, Steine, Wasser, Tiere, wir – es gibt einen Aspekt unserer Natur, der ungeboren und unsterblich ist, grenzenlos und leuchtend. Die ganze Schöpfung erstrahlt in dem Licht dieser Wirklichkeit. Sich dessen bewusst zu werden bedeutet, eine große Last abzulegen. Wenn wir uns nur auf unser Leiden konzentrieren, bewegen wir uns im Kreis unserer eigenen Egostrukturen, wie Hamster in ihrem Rad. In diesem Wissen gibt uns ein Erwachter Lehrer eine Reihe von Schritten, um herauszufinden, was wahr ist, und diese Wahrheit in unserem Leben zu praktizieren. In der Herzsutra wird gesagt: Form (die erschaffene Welt) ist leer ( nicht gebunden, nicht begrenzt; eine Projektion dessen, was die Tibeter „das klare reine Bewusstsein“ nennen). Wenn unser Ego einmal beiseite tritt, verlieren die Mauern, die uns trennen, jegliche Wirklichkeit. Wir erkennen, dass wir in einem riesigen Netz aus gegenseitiger Zwischenabhängigkeit leben, das alle Wesen miteinander verbindet. Jeder von uns- alles, was im Raum und Zeit existiert- ist Bewusstsein, und ist nicht abgeschnitten von allem, was ist. Diese Worte im richtigen Moment zu hören kann uns sofort von allen Ängsten und Egostrukturen befreien. Tieren mangelt es an Bewusstsein; und doch sind sie fähig, völlig im Moment zu leben, weil sie nicht im analytischen Denken gefangen sind. Gotami musste in unserer Geschichte leiden, weil sie in konditionierten unbewussten Gedankenformen gefangen war: der Vorstellung, dass nichts sterben sollte. Und doch konnte sie als menschliches Wesen eine Ebene von Bewusstheit erlangen, auf der sie ihre Gedanken als eine Art von Sklavendasein erkannte: das Ego, das dem Universum befiehlt, dem zu gehorchen, was das Ego will. Die Befreiung von diesem Sklavendasein ist der spirituelle Weg: Es ist der Beginn davon, den Rahmen unseres Daseins zu erkennen, und das Herz, mit dem jeder von uns geboren wurde. Bewusstheit in seinem tieferen Sinn im Leben auszuüben bedeutet, unser inneres Licht mit dem klaren Licht des Bewusstseins eins werden zu lassen. Dann ist alles bereits befreit. Wir müssen es nur erkennen. Kommentare sind geschlossen.
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